Andreas Bruns

Softwareentwicklung für Oldenburg und Bremen

Raspberry Pi – der Mini-Server für jeden Haushalt

Das betreiben eines eigenen Servers zu Hause ist in meinem Bekanntenkreis noch eher die Ausnahme. Man denkt dann auch meistens an einen ausgedienten PC, der aufgrund der Lautstärke und des Aussehens nur geringen WAF (Woman Acceptance Factor) aufweist. Dabei gibt es doch so viele sinnvolle Anwendungsfälle für einen eigenen Server im Haus:

  • Media-Center
  • Datensicherung
  • Steuerung und Überwachung von Geräten (Schalter, Webcam)
  • Bereitstellen eigener Dienste (Dateien, Mail, Adressbuch, …) bis hin zur OwnCloud
  • Programmieren lernen unter Linux (z.B. Python)

Wer nicht viel Leistung benötigt, sollte sich einfach für etwa 50 Euro einen Raspberry Pi mit Zubehör gönnnen, der dank der geringen Größe (Zigarettenschachtel), des geringen Preises (30 Euro) und des geringen Stromverbrauchs (3,5 Watt) eine riesige (auch deutsche) Fangemeinde besitzt. Für mich steht Datensicherung und Python-Programmierung im Vordergrund. Daher habe ich mich erst einmal auf den eigentlichen Raspberry Pi, ein Gehäuse, ein Netzteil, einer SD-Karte und einem WLAN-Adapter beschränkt, wobei viele Elektronikhändler auch Bundles mit weiterem Zubehör und Einsteigerbücher anbieten.

Raspberry Pi mit Zubehör (Gehäuse, Netzteil, SD-Karte, WLAN-Adapter)

Raspberry Pi mit Zubehör (Gehäuse, Netzteil, SD-Karte, WLAN-Adapter)


Dann wollen wir dem Raspberry Pi mal Leben einhauchen. Dafür sind folgende Schritte notwendig:

  1. Betriebssystem-Image aus dem Internet herunterladen
  2. Betriebssystem-Image auf eine SD-Karte installieren
  3. Peripherie-Geräte am Raspberry Pi anschließen und starten
  4. Einloggen
  5. Betriebssystem aktualisieren
  6. System konfigurieren
  7. Spaß haben mit dem Gerät 🙂

1. Betriebssystem-Image aus dem Internet herunterladen

Zunächst einmal müssen wir ein passendes Betriebssystem-Image herunterladen, das anschließend auf die SD-Karte geschrieben wird. Auf der offiziellen Raspberry Pi Webseite gibt es unter Downloads einen guten Überblick. Ich habe mich für das offizielle Standard-Betriebssystem „Raspbian“ entschieden. Mit dem neuerdings angebotenen NOOBS erhält man während des ersten Starts eine Auswahl von installierbaren Betriebssystemen.

2. Betriebssystem-Image auf eine SD-Karte installieren

Sobald das Betriebssystem-Image heruntergeladen wurde, muss die Datei entpackt und auf eine SD-Karte geschrieben werden. Das macht man mit speziellen Programmen, da ein einfaches Kopieren der Datei auf die SD-Karte nicht genügt. Mit den Programmen kann man sich (zumeist) auch seine System-Partition kaputt machen – also bitte schön vorsichtig handeln. Von den angebotenen Installationsanleitungen half mir die Mac-Version weiter. Im folgenden Code muss das ‚X‘ in ‚/dev/diskX‘ durch die passende Laufwerks-Zahl ersetzt werden:

bruno$ wget http://downloads.raspberrypi.org/raspbian_latest
bruno$ shasum 2014-06-20-wheezy-raspbian.zip
bruno$ unzip 2014-06-20-wheezy-raspbian.zip
bruno$ diskutil list
/dev/disk0
   #:                       TYPE NAME                    SIZE       IDENTIFIER
...
/dev/disk1
   #:                       TYPE NAME                    SIZE       IDENTIFIER
   0:     FDisk_partition_scheme                        *7.9 GB     disk1
   1:                 DOS_FAT_32 NO NAME                 7.9 GB     disk1s1
bruno$ diskutil unmountDisk /dev/diskX
bruno$ sudo dd bs=1m if=2014-06-20-wheezy-raspbian.img of=/dev/diskX
2825+0 records in
2825+0 records out
2962227200 bytes transferred in 534.397346 secs (5543117 bytes/sec)
bruno$ diskutil eject /dev/diskX

3. Peripherie-Geräte am Raspberry Pi anschließen und starten

Jezt können wir alles anschließen und den Raspberry Pi starten. Das ist bei mir:

  • SD-Karte mit Betriebssystem
  • HDMI-Kabel für den Monitor
  • Netzwerkkabel zwischen DSL-Modem und Raspberry Pi
  • USB-Adapter für Tastatur und Maus
  • USB-Adapter für WLAN
  • Stromversorgung
  • => LEDs leuchten, Raspberry Pi bootet, auf dem Monitor erscheinen Meldungen

Falls auf dem Monitor keine Meldungen erscheinen, dann stimmt vielleicht etwas mit dem Betriebssystem-Image nicht. Das war bei mir beispielsweise der Fall, weil ich beim ersten Versuch das heruntergeladene Image direkt installiert habe, ohne es vorher zu entpacken 😉 .

4. Einloggen

Einfach einloggen mit User und Passwort: pi / raspberry

Für eine deutsche Tastatur wird eventuell das englische Tastatur-Layout genutzt, sodass man statt ‚y‚ ein ‚z‚ eingeben muss.

5. Betriebssystem aktualisieren

Die Dateien des installierten Betriebssystems sind eventuell nicht mehr aktuell. Falls bereits Verbindung zum Internet besteht, sollte man folgende Befehle zunächst einmal ausführen, um das System zu aktualisieren:

sudo apt-get update
sudo apt-get upgrade

6. System konfigurieren

Wenn wir eingeloggt sind und das System aktualisiert haben, müssen wir das System konfigurieren. Das Betriebssystem Raspbian enthält dafür das einfach zu bedienende Programm „raspi-config„, das mit Superuser-Rechten gestartet werden muss: „sudo raspi-config„. Die Einstellungen können natürlich auch innerhalb des Desktops vorgenommen werden, der mit startx gestartet wird.

Es bietet sich an, folgende Anpassungen vorzunehmen:

  • Dateisystem erweitern, damit der gesamte Speicherkartenplatz genutzt wird
  • Passwort ändern
  • Tastaturlayout ändern
  • Uhrzeit ändern
  • automatischer Start des Desktops statt des Terminals

Besonders bequem ist der Zugriff von einem anderen Rechner auf den Raspberry Pi. Dafür muss man zunächst die IP-Adresse ermitteln, beispielsweise mit ifconfig. Da ein SSH-Server standardmäßig aktiviert ist, kann der Zugriff über eine Konsole mit 'ssh pi@192.168.xxx.xxx' erfolgen. Falls man lieber die grafische Variante bevorzugt, muss zunächst ein VNC-Server installiert werden.

Raspberry Pi im Betrieb

Raspberry Pi im Betrieb

7. Spaß haben mit dem Gerät 🙂

Jetzt kann der Spaß losgehen. Wenn man nach Raspberry Pi und Projekt im Internet sucht, findet man eine Vielzahl von Projekten. Im deutschen Raspberry Pi – Handbuch gibt es auch Spiele-Anleitungen für Adventure-Klassiker und Quake3. Falls der WAF nicht reicht, dann einfach noch ein passendes Gehäuse organisieren.

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